Erika
Schreiben Sie hier Gedichte, die Sie mögen!
Nov 12, 2014 7:57 PM
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Eine Bildergeschichte von Wilhelm Busch, die im Gegensatz zu den meisten auch als reines Gedicht funktioniert:

http://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/Busch/BuNachl/gutetat.htm

Sie wurde damals im beliebten Satiremagazin <em>Münchner Bilderbogen</em> veröffentlicht. Die Geschichte, um die es geht, war in den deutschen Ländern zuvor durch die Presse gegangen. Es war vor der Reichsgründung, deshalb "deutsche Länder". Die Folkband Liederjan hat auf ihrem sehr schönen Wilhelm-Busch-Album ein Lied aus diesem Text gemacht.

Heute, zwei Reiche später, heißt die beliebteste Satirezeitschrift in Deutschland <em>Titanic</em>. Thomas Gsella war mal bei der Titanic und dichtet auch. Das hier ist aus seinem Gedichtband "der kleine Berufsberater":

Der Moderator

Es wollt ein Mann ein Denker sein,
ein Kopf, ein Welterklärer.
Doch war speziell sein Kopf zu klein.
So sprach er: Ich werd Lehrer.

So schlicht das Ziel, so leicht das Spiel?
Der Mann war schlicht noch schlichter.
Wer wenig denkt, hat viel Gefühl.
So sprach er: Ich werd Dichter.

Selbst hierfür war der eitle Pfau
zu blöd, und es passierte:
Er kroch ins große Loch TV
hinein und moderierte.

<em>(Thomas Gsella)</em>

November 19, 2014
2

Ich mag neue Dichter und Gedichte entdecken. Und natürlich das Lesen wieder alten.

 

Hier ist ein Gedicht von Hesse, das Dagmar hat mich gesandt:

 

Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unenntrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

[Hermann Hesse]

November 12, 2014
1

Irrtümer haben ihren Wert;
jedoch nur hie und da.
Nicht jeder, der nach Indien fährt,
entdeckt Amerika.

<em>(Erich Kästner)</em>

October 19, 2015
1

Dauer im Wechsel | Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

 

Hielte diesen frühen Segen,
Ach, nur eine Stunde fest!
Aber vollen Blütenregen
Schüttelt schon der laue West.

Soll ich mich des Grünen freuen,
Dem ich Schatten erst verdankt?
Bald wird Sturm auch das zerstreuen,
Wenn es falb im Herbst geschwankt.

Willst du nach den Früchten greifen,
Eilig nimm dein Teil davon!
Diese fangen an zu reifen,
Und die andern keimen schon;

Gleich mit jedem Regengusse
Ändert sich dein holdes Tal,
Ach, und in demselben Flusse
Schwimmst du nicht zum zweitenmal.

Du nun selbst! Was felsenfeste
Sich vor dir hervorgetan,
Mauern siehst du, siehst Paläste
Stets mit andern Augen an.

Weggeschwunden ist die Lippe,
Die im Kusse sonst genas,
Jener Fuß, der an der Klippe
Sich mit Gemsen freche maß.

Jene Hand, die gern und milde
Sich bewegte, wohlzutun,
Das gegliederte Gebilde,
Alles ist ein andres nun.

Und was sich an jener Stelle
Nun mit deinem Namen nennt,
Kam herbei wie eine Welle,
Und so eilts zum Element.

Lass den Anfang mit dem Ende
Sich in Eins zusammenziehn!
Schneller als die Gegenstände
Selber dich vorüberfliehn!

Danke, dass die Gunst der Musen
Unvergängliches verheißt,
Den Gehalt in deinem Busen
Und die Form in deinem Geist.

November 19, 2014
1

Tröstlich | Wilhelm Busch


Die Lehre von der Wiederkehr
Ist zweifelhaften Sinns.
Es fragt sich sehr, ob man nachher
Noch sagen kann: Ich bins.

Allein was tuts, wenn mit der Zeit
Sich ändert die Gestalt?
Die Fähigkeit zu Lust und Leid
Vergeht wohl nicht so bald.

November 17, 2014
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