In den Niederlanden wird viel Wert auf die ‚Augenhöhe‘ gelegt. Es ist nämlich
eine ziemlich egalisierte Gesellschaft. Daher ist es ganz normal den
Vorsitzenden zu dutzen. In der Regel spricht man nur mit ‚Sie‘, wenn man zum
König oder zur Polizei oder zum Minister Präsidenten spricht. Das ist ganz
normal und wird auch nicht als unhöflich betrachtet von diesem Volk. Dieses
Phänomen sieht man auch in den Schulklassen. Die Kinder dürfen die
Lehrerinnen und Lehrer einfach mit Vornamen anreden, anders als in
Deutschland. Dort gibt es in der Regel mehr Hierarchie in der Klasse. Ich selbst
habe diese Erfahrung erlebt, weil ich im Studium nämlich Deutschunterricht
als Fach genieße. Da ich daran gewöhnt bin zu den Lehrerinnen und Lehrern du
zu sagen, sage ich es automatisch auch zu meiner Lehrerin. Sie ist tatsächlich
eine Deutsche. Das heißt, sie ist nicht eine Niederländerin, die deutsch
unterrichtet. Vielleicht wäre die Situation dann anders gewesen. Jedenfalls hat
meine Lehrerin mich damals darauf hingewiesen, dass ich Sie siezen sollte, statt
zu duzen. Diese Lektion habe ich im Umgang mit den Deutschen nicht vergessen. In
anderen Worten, es gibt kleine Unterschiede zwischen unseren Kulturen, obwohl wir
uns als Nachbarländer auch sehr ähneln. Ich hoffe, immer mehr diese Feinheiten erlernen zu können, weil ich häufig mit den Deutschen umgehe. Außerdem sind die
Niederlande ein beliebtes Ferienland für die Deutschen, die die Küste besonders
mögen. Es ist dann auch klar, dass wir uns auf vielen Stellen sehr nah sind.
Nicht nur geografisch. Trotzdem existieren auch Unterschiede und die faszinieren
mich.