Miriam
Meinem Vater sein Hut

Eine Frage an andere Lehrer und Korrektoren: Wie korrigiert ihr hier in Notizbucheinträgen Formulierungen, die umgangssprachlich gebräuchlich, aber in der Schriftsprache nicht elegant sind? Zum Beispiel: Dativ statt Genitiv (der Hut von meinem Vater vs. der Hut meines Vaters), Perfekt statt Präteritum. u.ä. Wie geht ihr damit um?

a) Nicht korrigieren, denn eigentlich ist es ja grammatikalisch richtig. 

b) Nicht korrigieren, aber als Kommentar erwähnen, dass es Umgangssprache ist.

c) Korrigieren, denn stilistisch ist es falsch oder zumindest unschön (z.B. in einem Übungstext für eine B2-Prüfung).


28 Eki 2018 06:24
Yorumlar · 11
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Die Notizbucheinträge sind in der Regel geschriebene Sprache, deshalb ein Mix aus b) und c)

Ich würde auf keinen Fall einen "verbeulten" Dativ unkommentiert stehen lassen, und außerdem würde ich -- wenn der Kontext dies zeigt -- bei einer gesprochenen Formulierung auf die Grenzwertigkeit mancher Genitivverwendung hinweisen.

Wichtig ist mir, den Lernenden nicht den Eindruck zu vermitteln oder zu belassen, dass es sich bei solchen Formulierungen wie "der Bruder von meinem Nachbarn" oder "für was ist das gut?" um gutes Deutsch handeln könnte.

Meiner Erfahrung nach ist es einfacher und nachhaltiger, beim Lernen einer Sprache auf einer relativ hohen Ebene einzusteigen. Damit meine ich die Sprache, die in einen Kontext passt, in dem man auf jeden Fall siezen würde. Da wo man zum Du greifen kann, werden sowieso alle Fehler verziehen, solange sie nicht gerade die Verständigung unmöglich machen. Man hilft den Lernenden nicht wirklich damit, es am Anfang "möglichst einfach" zu machen.


28 Ekim 2018
3
c) würde ich sagen, denn 'der Hut von meinem Vater' klingt für mich einfach nicht schön. Viele Muttersprachler machen es ja falsch, aber als Nicht-Muttersprachler hat man ja den Vorteil, alles genauer/richtiger lernen zu können. Daher würde ich das schon immer so korrigieren.
28 Ekim 2018
2
@Rüdiger, Clair und Alex

Vielen Dank füre eure Kommentare! Ja, man muss das wohl von Fall zu Fall entscheiden.

@Clair

Natürlich hat jeder seinen eigenen Schreib- und Korrekturstil. Aber ich finde, dass es entmutigend ist, wenn ein Anfänger-Text, der grammatikalisch richtig ist, komplett umgeschrieben wird, weil er nicht dem Stil des Korrektors entspricht. Ich finde, dass ein Text sprachlich korrekt sein sollte und stilistisch der Textsorte entsprechen sollte, aber ansonsten sollte der Originaltext trotzdem der Text des Verfassers bleiben und keine Neuinterpretation. Natürlich kann man einen Satz wie "Ich frühstücke und esse Müsli." zu "Ich esse Müsli zum Frühstück" ändern. Der nächste Korrektor schreibt dann "Ich frühstücke Müsli." und dann kommt einer und korrigiert dann zu "Morgens esse ich Müsli." Ist das zielführend für einen Anfänger?

29 Ekim 2018
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Soweit ich mich an meine Schulzeit erinnern kann, wurden in Aufsätzen einerseits Orthographie und Grammatik bewertet und andererseits der Ausdruck. Daraus ergab sich dann eine Gesamtnote.

Ich denke, so ähnlich könnte man es in den Notizbüchern handhaben, wobei ich mich bei einem offensichtlichen Anfänger doch eher auf Orthographie und Grammatik konzentrieren würde und Ausdruck nur soweit unbedingt "notwendig" (mir ist klar, dass genau das jeder subjektiv empfindet) korrigieren würde.

Bei einem Fortgeschrittenen, der ja genau daran erkennbar ist, dass er nicht so viele Rechtschreib- und Grammatikfehler macht und in der Regel auch anspruchsvollere Themen wählt, erlaube ich mir dann eher auch mal stilistische Verbesserungsvorschläge, wäge dann aber trotzdem noch dahingehend ab, ob eine bestimmte Formulierung nur nicht meinen persönlichen Geschmack trifft oder eben tatsächlich eher unüblich ist oder womöglich nicht in einen bestimmten Kontext passt.


Edit:

Ich finde es wichtig, dass man nicht nur gehobenen Ausdruck vermittelt, sondern parallel auch ganz normale Umgangssprache. Sonst kommt nämlich außerhalb des Klassenzimmers irgendwann später Frust auf, wenn die Leute mit Muttersprachlern reden und dann feststellen müssen, dass die ja ganz "anders" reden als sie es im Unterricht gelernt haben. Das ist z. B. etwas was mir im Sprachunterricht früher in der Schule gefehlt hat.

30 Ekim 2018

Miriam, 

Fehler sind unabwendbar. Sie bedeuten, dass man nicht nur Einfaches macht, aber sich verbessert und sein Sprachgefühl entwickelt. Das ist eine harte Arbeit, aber es lohnt sich. Kopf hoch )

2 Kasım 2018
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